IAG - Der Spezialist für Bremsmanöver

Ein Interview mit Ing. Olaf Pokorny und der Deutschen Handelskammer

Ein Text von Reinhard Ebner, für das Magazin der DHK „Aspekte“

 

Eigentlich ist der Maschinenbauer IAG ja Spezialist für Bremsmanöver. Auf Europas Straßen sind unzählige Autos unterwegs, deren Bremsbeläge auf einer hochpräzisen IAG-Maschine hergestellt wurden. Das Unternehmen selbst beschleunigte seit der Gründung mit 1986 von null auf hundert. Aus einer Notlösung nach der Pleite des Arbeitgebers entwickelte sich ein Weltmarktführer. Dass eine Krise eine Chance sein kann für diejenigen, die sie zu nützen verstehen, weiß kaum jemand besser als Olaf Pokorny: „1986 ist mein damaliger Arbeitgeber, ein Maschinenbau-Unternehmen, in die Insolvenz geschlittert. Daraufhin habe ich mit zwei Kollegen eine eigene Firma gegründet.“

Die Anfangszeit war alles andere als einfach. „Um das Gründungskapital aufzubringen, musste wir Schulden aufnehmen“, erinnert sich Pokorny. „In den ersten Jahren war viel Überzeugungsarbeit zu leisten um einen Kundenstock aufzubauen.“

Heute muss niemand mehr überzeugt werden. Gut 30 Jahre später ist die IAG Industrie Automatisierungsgesellschaft aus Weikersdorf bei Wiener Neustadt Weltmarktführer bei Pressautomaten für die Reibbelagsindustrie. Autobesitzer in Europa fahren mit hoher Wahrscheinlichkeit einen PKW, dessen Bremsbeläge auf IAG-Maschinen gefertigt wurden. Der Marktanteil des Unternehmens in Europa beträgt rund 60 Prozent, weltweit liegt der bei einem Drittel. Pokorny: „Es gibt keinen Erdteil, auf dem unsere Maschinen nicht im Einsatz wären – mit Ausnahme des Südpols!“ Die Exportquote liegt bei satten 95 Prozent. Pokorny teilt sich mittlerweile die Gesellschaftsanteile mit Mitgründer und Co-Geschäftsführer Ernst Brunner zu gleichen Teilen. Das rund 150 Mitarbeiter zählende Unternehmen bleibt auch in Zukunft ein Familienunternehmen. Die nächste Generation werkt bereits aktiv mit. 

Ob BMW oder Porsche

Trotz sukzessiver Erweiterungen des Tätigkeitsbereichs sind Pressautomaten für Bremsbeläge weiterhin eine Kernkompetenz der Weikersdorfer. Ob Mercedes, VW, Porsche oder BMW – alle großen Automarken bzw. deren Bremsenhersteller vertrauen auf IAG-Qualität. Die jeweilige Reibmischung ist ein Betriebsgeheimnis der Bremsenindustrie. Von den Pressautomaten ist höchste Qualitätssicherheit gefordert. Wichtige Aspekte für den Kunden sind die Gleichmäßigkeit des Endprodukts, die Dichte und die präzise Schichtung des verpressten Materials. „Wir arbeiten ständig an Verbesserungen und neuen Systemen, um unseren Innovationssprung zu bewahren und Autofahren sicherer zu machen“, erklärt Pokorny. Stolz ist der gelernte Techniker auf patentierte Verfahren, so etwa auf ein ausschwenkbares Pressjoch, das die Reibmasse mit beispielloser Präzision in die Gussform einbringt. 

„Das schaffen nur wenige!“

Das Know-how bei Pressautomaten und die konsequente Ausrichtung auf individuelle Kundenbedürfnisse kommt der IAG in einem weiteren Betätigungsfeld zugute: im Sondermaschinenbau. Pokorny: Wir stellen maßgeschneiderte Anlagen für hochkomplexe Anwendungen her. Es gibt nur wenige Maschinenbau-Unternehmen, die derartige Anlagen schaffen.“ Ein Großauftrag, der die IAG-Profis vor besondere Herausforderungen stellte, war eine Fertigungsstraße für Stahlträge im Schalungsbereich, die für Umdasch umgesetzt wurde. Für Tyrolia wiederum wurde ein Montage-Automat konstruiert, der eine Schibindung in nur vier Sekunden montiert, prüft und voreinstellt. Viel Freude hat der IAG-Chef mit der Geschäftssparte der Beschneiungstechnik. IAG entwickelt und vertreibt Schneeerzeuger für jeden Temperaturbereich – und sorgt damit vielleicht bald auch für mehr Sicherheit im Luftverkehr. „Wir sind in einem gemeinsamen Konsortium mit Airbus und Forschungsinstituten, um Prüfverfahren für Flugzeug-Triebwerke zu entwickeln. Es geht um die Betriebssicherheit bei extremen Wetterbedingungen mit Eis und Schnee.“ Für das heuer begonnene und auf vier Jahre geplante EU-Projekt hat IAG den Prototypen eines neuartigen Schneeerzeugers gebaut. Von den Schneeerzeugern ist es nicht weit zu den Wasserzerstäubern. Mit diesen sorgt die IAT für Staubbindung und Emissionsschutz bei den deutschen Braunkohle-Standorten der RWE. Die Feuerwehr hingegen vertraut auf IAG-Produkte in der Brandbekämpfung. Wie der Vater so der Sohn: Dieter und Rainer Pokorny entwickelten in Eigeninitiative Abgas-Analysegeräte für den Motorenbau. Zusammengefasst wird dieser Bereich in der IAG Prüfstandtechnik.[1] „Damit bieten wir ein breites Spektrum an Produkten für die Abgasmessung und für die dazugehörige Prüfstandsumgebung“, so Olaf Pokorny.

Kompromisslos bei Qualität und Vertragstreue

Was ist nun der gemeinsame Nenner all dieser Aktivitäten? „In allem, was wir tun, achten wir kompromisslos auf Qualität und Vertragstreue“, versichert der Geschäftsführer. Von größter Bedeutung in einem hochspezialisierten Geschäftsbereich ist auch der After-Sales-Service. Dank Fernwartung sind schnelle Unterstützung, Fehlersuche und Software-Updates problemlos an jedem Ort der Welt gewährleistet. Bei Bedarf sowie für regelmäßige Vor-Ort-Checks entsendet IAG das hauseigene Service-Personal. Für Kundenschulungen ist ebenso gesorgt wie für die nötige Ersatzteilversorgung. Das Resultat: „Wir haben ausschließlich zufriedene und häufig regelrecht begeisterte Kunden“, ist Pokorny stolz auf seinen Betrieb und die bestens ausgebildeten Mitarbeiter. „So etwas spricht sich herum! Die Kunden-Akquise kommt bis heute ganz ohne Marketing aus.

Nachtrag zum Interview. Die IAG Prüfstandstechnik ist mit Ende 2019 eine eigene Firma im Eigentum der Familie Pokorny und nicht mehr Bestandteil der IAG Industrie Automatisierungs GmbH

 

IAG - Der Spezialist für Bremsmanöver

Die Geschichte der IAG

 

1986 gründete Olaf Pokorny die IAG Industrie Automatisierungsgesellschaft gemeinsam mit Ernst Brunner und Fritz Breier. Die Erfolgsgeschichte des jungen Unternehmens begann 1988 mit der Entwicklung der ersten Reibbelagspresse zur Herstellung von Bremsbelägen. Heute teilen sich Pokorny und Brunner die Geschäftsführung und Gesellschafteranteile.

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