Die IAG und Brake Academy im Expertentalk über Trends im Sondermaschinenbau

IAG-Gründer Olaf Pokorny über die Geschichte der IAG - und die Zukunft

Mohammad: Hallo an alle. Heute ist der 10. Februar 2022. Vielen Dank, dass Sie heute dabei sind. Ich bin Mohammad Vakili, der Gründer von Brake Academy: Eine globale Bildungsplattform, die darauf ausgerichtet ist, Fachleuten aus dem Bereich der Mobilität Wissen zu vermitteln. Heute veranstalten wir einen Chat mit Branchenexperten, bei dem aufstrebende Fachleute aus erster Hand von den Erfahrungen von Experten in diesem Bereich lernen können. Mein heutiger Gast ist Olaf Pokorny von der IAG in Weikersdorf, Österreich. Olaf, danke, dass Sie uns von Österreich zugeschaltet sind.

Olaf: Vielen Dank. Es ist mir ein Vergnügen.

Mohammad: Willkommen in unserem Programm. Bitte korrigieren Sie mich, wenn ich den Namen der Stadt nicht richtig ausgesprochen habe.

Olaf: Das war ganz gut so.

Mohammad: Sehr gut. Also, lassen Sie uns kurz über die Pandemie sprechen. Wie sind Sie persönlich und Ihr Unternehmen davon betroffen?

Olaf: Ich persönlich bin dreimal geimpft, also fühle ich mich mehr oder weniger sicher vor einer schwereren Erkrankung. Und ich habe meine sozialen Kontakte ein bisschen eingeschränkt, um auf der sicheren Seite zu sein. Im Unternehmen sind wir bisher ganz gut davongekommen. Wir hatten nur wenige Fälle, sodass es nicht wirklich zu Störungen im Betrieb gekommen ist. Und wir versuchen, die Mitarbeiter so gut wie möglich zu schützen und sie müssen sich zweimal pro Woche testen lassen. Wenn jemand infiziert ist, muss er sich in Quarantäne begeben, sodass er seine Kollegen nicht anstecken kann und so weiter. Also wir tun was wir können.

Mohammad: Befindet sich das Land noch immer im Lockdown?

Olaf: Nein, derzeit gibt es keinen Lockdown. Es gibt einige Einschränkungen: Wir müssen Masken tragen, wenn wir andere Menschen treffen oder ins Restaurant gehen. Dort kontrollieren sie am Eingang, ob man geimpft oder genesen ist. Wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt.

Mohammad: Also für einen Restaurantbesuch ist ein Impfpass erforderlich?

Olaf: Ja genau, sie müssen den Impfpass kontrollieren.

Mohammad: Ich habe in den 1990er Jahren zum ersten Mal von der IAG gehört, als ich mich intensiv mit dem Thema Reibung beschäftigt habe. Erzählen Sie uns über die Gründung der IAG und in welchem Jahr das war.

Olaf: Die IAG wurde im Februar 1986 von mir und meinen beiden Partnern Fritz Breier und Ernst Brunner gegründet. Wir drei waren alle in einem Unternehmen tätig, das alle möglichen Sondermaschinen und Pressen herstellte. Leider ging das Unternehmen in Konkurs – nicht wegen der Produkte, es lag am Management. Und so haben wir unsere Jobs verloren. Ich überlegte, was ich nun tun könnte, als mir schließlich die Idee kam, mein eigenes Unternehmen zu gründen. Und ich überzeugte meine beiden Kollegen, das Unternehmen gemeinsam mit mir zu starten. Wir begannen ziemlich klein in einem kleinen gemieteten Büro. Wir hatten viele neue Ideen, waren optimistisch und bereit, hart zu arbeiten. Aber wir begannen mit nur drei Zeichenmaschinen in einem kleinen Büro und ohne Geld. Es war also eine sehr spannende Zeit.

Mohammad: Sie haben also im Grunde genommen noch einmal ganz von vorne angefangen, dieses Mal bei Null?

Olaf: Ja, wir haben bei Null begonnen. Sogar ein bisschen unter Null.

Mohammad: Sogar unter Null.

Olaf: Ja.

Mohammad: Also, wann hat das Tagesgeschäft bei der IAG begonnen?

Olaf: Es begann, als wir das Unternehmen gegründet haben und in der IAG zu arbeiten begannen. Die IAG war vom ersten Tag an beschäftigt.

Mohammad: Welche war die erste von der IAG gebaute Maschine und zu welchem Zweck?

Olaf: Zu Beginn waren es nur sehr kleine Projekte, für Entwürfe, für Reparaturen ... es war schwierig mit dem Geschäft. Die erste Maschine, die wir gebaut haben, war eine Sondermaschine, die nichts mit dem Reibmaterialgeschäft zu tun hatte. Es handelte sich um eine Maschine, die mit hoher Frequenz und sehr hoher Präzision Zündhütchen in Metallträger einsetzte. Wir bauten die Maschine für ein Unternehmen in unserer näheren Umgebung. Das war unser erstes Projekt. Die erste Laborpresse haben wir 1987 gebaut. Und die erste Rotationsanlage, das war denke ich 1988.

Mohammad: War die Laborpresse von der Sie gesprochen haben für Reibungszwecke?

Olaf: Ja, die Laborpresse diente der Reibung. Es handelte sich um ein neu entworfenes Pressensystem. Wir ließen unsere neuen Ideen, die wir hatten, in diese Presse einfließen. Wir bauten sie für einen Kunden, der uns testen wollte, um zu sehen, ob wir solche Maschinen herstellen können. Und wir waren erfolgreich. Das war der erste Schritt in das Reibmaterialgeschäft. Und von da an funktionierte es.

Mohammad: Und heute machen Sie alle Arten von Maschinen für die Reibungsindustrie?

Olaf: Ja, das ist vorwiegend unser Kerngeschäft. Aber abgesehen davon stellen wir auch von Zeit zu Zeit Sondermaschinen her. Wenn wir nicht zu sehr mit dem Reibmaterialgeschäft beschäftigt sind, bauen wir Sondermaschinen für Branchen in Österreich.

Mohammad: Gibt es neben der Reibungsindustrie noch andere Branchen, für die Sie Anlagen bauen?

Olaf: Nicht wirklich. Wir haben ein paar Maschinen für ein Unternehmen gebaut, das Rahmensysteme für die Bauindustrie herstellt. Ein Kunde benötigte eine Anlage zur Herstellung von Filtergehäusen für Kraftstofffilter für die Automobilindustrie. Wir haben also viele verschiedene Dinge gemacht. Zum Beispiel eine Produktionsmaschine, eine Mustermaschine für Schibindungen ...

Mohammad: Also die IAG stellt nicht nur Anlagen für die Reibungsindustrie her.

Olaf: Wir haben viel Know-How in der Automatisierungsbranche, das wir auch für andere Projekte nutzen.

Mohammad: Eines der Merkmale Ihrer Anlagen, auch für die Reibungsindustrie, ist die Automatisierung.

Olaf:  Ja. Wir haben viel Wissen über Automatisierungsprozesse und industrielle Prozesse.

Mohammad: Eine Besonderheit, die das Unternehmen IAG anbietet, ist die Fernunterstützung für Kunden. Hat sich das aufgrund der Pandemie entwickelt oder wurde diese immer schon angeboten?

Olaf: Nein nein, das ist bei uns schon seit vielen Jahren gang und gäbe. Wir unterstützen unsere Kunden mithilfe von Fernwartung. Das erspart den Kunden eine Menge Wartungskosten. Wenn es ein Problem gibt, rufen sie uns an und wir helfen ihnen, die Maschine wieder zum Laufen zu bringen. Wir können ihnen sagen, was das Problem ist und wie man es lösen kann. Wir lösen Software-Probleme oder manche Angelegenheiten können wir sogar von unserem Büro aus lösen. Es ist effizient für uns alle.

Mohammad: Sie müssen also nicht herumreisen.

Olaf: Ja genau. Besonders in Zeiten wie diesen, mit der Pandemie, wo das Reisen ohnehin schwierig ist. Also das ist schon sehr hilfreich, im Vergleich zu früher.

Mohammad: Ich habe gehört, dass es keinen Kunden der IAG gibt, der nur eine einzige von Ihren Maschinen besitzt. Was bedeutet das?

Olaf: Ich würde sagen wir haben schon ein paar Kunden, die nur eine Maschine besitzen. Vor allem kleinere Hersteller von Reibmaterial. Die meisten haben mehrere Maschinen, manche sogar bis zu 100 unserer Maschinen. Also insgesamt haben wir bis jetzt ungefähr 500 Maschinen für die Reibungsindustrie hergestellt. Und ich denke zwei große Kunden besitzen über hundert.

Mohammad: Also wenn ein Kunde eine Maschine kauft, ist das nicht das Ende. Sie kaufen noch mehr Anlagen, weil sie zufrieden damit sind.

Olaf:  Ja, ich denke unsere Kunden sind zufrieden und überzeugt von unseren Maschinen. Wenn sie Ihre Kapazitäten erhöhen müssen, dann erhöhen sie auch die Anzahl der Maschinen.

Mohammad: Ich verstehe. Hat die IAG auch Niederlassungen oder Tochtergesellschaften außerhalb von Österreich?

Olaf: Nein, haben wir nicht. Wir haben ein paar Vertreter, die für uns arbeiten. Aber nicht ausschließlich für uns.

Mohammad: Heutzutage hört man viel über Elektrofahrzeuge und autonome Fahrzeuge.

Olaf: Ja.

Mohammad:  Haben Sie auch damit zu tun? Wenn ja, inwiefern?

Olaf: Was wir tun, wahrscheinlich eher für Elektrofahrzeuge, ist die Entwicklung von Produktionsanlagen zur Herstellung von Bipolarplatten für Brennstoffzellen. Wir sehen das als Möglichkeit für uns, einen neuen Geschäftszweig zu eröffnen.

Mohammad: Das ist großartig. Sie halten also mit der Technologie Schritt?

Olaf: Ja. Wir sind stets offen für neue Ideen und Projekte. Und wir denken auch über die Erweiterung unseres Unternehmens nach.

Mohammad: Ja natürlich. Ich weiß, dass es nicht so einfach ist, ein Unternehmen wie die IAG zu betreiben und zu führen. Sind Sie, abgesehen davon, auch an anderen Aktivitäten in der Branche beteiligt?

Olaf: Ja, das sind wir.

Mohammad: Und welche Aktivitäten sind das?

Olaf: Wir entwickeln wie gesagt diese Produktionsanlagen für Bipolarplatten für Brennstoffzellen und ein Teil unseres Unternehmens arbeitet an Gasdiagnosesystemen, die bei der Prüfung von Motoren eingesetzt werden. Solche Dinge.

Mohammad: Ja. Und Sie sind noch immer im Unternehmen tätig, richtig? Welche Rolle haben Sie jetzt?

Olaf: Offiziell bin ich letztes Jahr in Pension gegangen. Aber ich bin noch sehr viel vor Ort und bin im Beirat des Unternehmens. Ich arbeite noch immer als Berater für mein Unternehmen. Und wenn mich jemand braucht, bin ich jederzeit erreichbar.

Mohammad: Das ist großartig. Obwohl Sie pensioniert sind, verbringen Sie die meiste Zeit im Unternehmen.

Olaf:  Ja natürlich. Ich liebe es. Es ist mein Baby.

Mohammad: Das ist großartig. Wie verbringen Sie sonst so Ihre Zeit? Welche Aktivitäten machen Sie?

Olaf: Ich habe natürlich Hobbys, die ich gerne mag, und widme diesen auch immer mehr Zeit. Ich fliege gerne, gehe gerne Schi fahren, schwimmen und segeln ...

Mohammad: Sie können selbst ein Flugzeug fliegen?

Olaf: Ja. Ich fliege Flugzeuge, Starrflügler, Hubschrauber, Segelflugzeuge ... Das ist mein größtes Hobby - das Fliegen. Ich fliege sehr viel.

Mohammad: Eine ganze Reihe an Hobbys.

Olaf: Ich mache viel Sport, um meinen Körper fit zu halten.

Mohammad: Was betrachten Sie als Ihren größten Erfolg?

Olaf: Mein größter Erfolg, auf den ich stolz bin, ist, dass mein Unternehmen der führende Hersteller von Pressen für Reibmaterial in der Branche ist. Und dass wir unsere Maschinen in alle Kontinente liefern. Ich denke das ist mein größter Erfolg.

Mohammad: Ich war in Unternehmen der Reibungsindustrie auf der ganzen Welt unterwegs und fast überall habe ich Ihre Anlagen gesehen, also kann ich das nachvollziehen.

Olaf: Das macht uns wirklich stolz – wir haben in alle Kontinente geliefert, außer in die Antarktis.

Mohammad: Wenn Sie nochmal von vorne anfangen müssten, würden Sie irgendetwas anders machen?

Olaf: Ich bin damit zufrieden, so wie es gelaufen ist. Und wenn ich mich nochmal entscheiden müsste, würde ich dasselbe tun und ich würde es wohl genauso machen, denn wir waren erfolgreich und es passt alles für mich. Natürlich kann man immer etwas verbessern. Aber ich denke grundsätzlich würden wir alles nochmal genauso machen.

Mohammad: Das ist gut zu wissen.

Olaf: Ja. Ich mag mein Leben. Ich bin zufrieden.

Mohammad: Welche Bücher lesen Sie abgesehen von technischen Büchern?

Olaf: Abgesehen von technischen Büchern lese ich, wenn ich Zeit habe, Bücher, die mich unterhalten und entspannen.

Mohammad: Was halten Sie von Belletristik, Geschichten, Romanen und so weiter?

Olaf: Das ist hin und wieder interessant, Romane und solche Bücher.

Mohammad: Schön.

Olaf: Ich lese unterschiedliche Bücher, aber größtenteils zur Unterhaltung.

Mohammad: Das ist großartig. Wir brauchen doch alle ein bisschen Unterhaltung nach einem langen Arbeitstag, oder?

Olaf: Das ist eine wirklich gute Möglichkeit, sich zu entspannen und andere Meinungen einzuholen.

Mohammad: Na gut, vielen Dank Olaf, dass Sie sich für eine Unterhaltung mit mir Zeit genommen haben.

Olaf:  Es war mir ein Vergnügen, Mohammad. Es hat mir Spaß gemacht.

Mohammad: Ein herzliches Dankeschön an unser technisches Personal. Die Brake Academy wird in Zukunft weitere Interviews mit Branchenexperten für das weltweite Publikum der Brake Academy bereitstellen. Es würde uns freuen, von Ihnen zu hören. Bitte senden Sie uns gerne Ihr Feedback und Ihre Fragen an info@brakeacademy.org. Von Österreich, von Olaf Pokorny, und von New York City, von Mohammad Vakili: Bis zum nächsten Mal.

 

Das ganze Video auf: https://www.brakeacademy.org/post/chat-with-olaf-pokorny

 

Die IAG und Brake Academy im Expertentalk über Trends im Sondermaschinenbau

Expertentalk: IAG and Brake Academy

Der Gründer der Brake Academy, Mohammad Vakili im Gespräch mit IAG-Gründer Olaf Pokorny zur Geschichte des Unternehmens, der Herausforderungen der Gegenwart und Zukunftsmusik.

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